Was ist das für ein tolles Gefühl, in einem warmen Sommerregen durch den Wald zu laufen und einen Tempowechsellauf zu absolvieren. Wie jeden Mittwoch stand auch heute wieder Lauftraining auf dem Programm der Hamburger Athleten, die ich betreue. Der Coach natürlich mittendrin statt nur dabei. 15 Minuten einlaufen in den Volkspark, dann kurzes Lauf ABC, 2-3 Steigerungsläufe und dann die Hauptserie: 3 kupierte Runden a 3 km, jeweils 2 km in Halbironman Geschwindigkeit und 2km in Ironman Geschwindigkeit minus 10 Sekunden. Dann noch einmal 15 Minuten auslaufen. Ich lief also mit den schnellen Jungs 9 Kilometer jeweils 2 Kilometer 3:50/km und 2 Kilometer 4:10/km im Wechsel. Früher waren das Geschwindigkeiten, die ich zu jeder Tageszeit und wahrscheinlich auch Nachtzeit laufen konnte – ziemlich lange sogar. Halt der Bereich meiner Marathongeschwindigkeit im Ironman. Heute fiel es mir nicht wirklich leicht! Obwohl es tolle Atmosphäre war – man konnte den Regen in den Blättern hören, die Geschwindigkeit und Dynamik spüren, die klare Luft einatmen und sich während der lockeren Abschnitte locker unterhalten. Was allerdings fehlte – die Leichtigkeit.

Dieses Gefühl der Leichtigkeit des Laufens ist wirklich sehr schwer zu beschreiben. Nahezu 20 Jahre lang war diese für mich mehr oder weniger selbstverständlich. Natürlich fühlten sich die ersten Läufe nach der 4-6 wöchigen Saisonpause nicht wirklich einfach an. Auch der erste Lauf ein paar Tage nach einem erfolgreichen Ironman waren eher holperig als elegant. Aber der Großteil der Läufe war einfach easy. Immer kontrolliert, selbst in Geschwindigkeitsbereichen nahe der 3:00/km (oder 20 km/h). Ein fantastisches Gefühl. Egal wie schnell man lief, man konnte nahezu jederzeit seine Gedanken schweifen lassen, die Natur und Umwelt geniessen, perfekt abschalten. Die Bewegung und Anstrengung wurde als solche gar nicht wahrgenommen. Man lief quasi von alleine. Dynamik pur!

Mittlerweile ist dies anders. Mit 4 bis 5 Kilo mehr auf den Rippen und vor allem deutlich weniger Kilometern als sonst, fühlt Laufen sich auf einmal nach Anstrengung an. Nix mehr von „Leichtigkeit“, „beliebig steigern“ oder noch mal ein „lockerer Zehner am Abend“ als Nachbereitung der 20 x 400 Meter Intervalle am Morgen. Laufen ist ganz schön knackig. Auf einmal kann ich Jede und Jeden verstehen, der mich immer ungläubig angeguckt hat und gefragt hat „Was heisst ein LOCKERER 20 Kilometer Lauf“. Laufen ist ganz schön harte Arbeit.

Natürlich ist dies immer noch Jammern auf hohem Niveau. Wahrscheinlich ist mein „angestrengtes Laufgefühl“ immer noch wesentlich lockerer und angenehmer, als bei 80% aller Hobbyläufer. Aber ich kann jetzt gefühlt zumindest mitsprechen. Die letzten Wochen bin ich meistens nur mittwochs gerannt. Ich hatte schlichtweg nicht mehr Zeit. Und wenn Laufen sich so anstrengend anfühlt, dann lässt man es doch lieber gleich bleiben.

Schnickschnack – rein in die Laufschuhe!!! Denn Laufen macht Spaß. Es ist gesund, man ist in der Natur, kann sensationell abschalten. Egal ob als Auftaktlauf gleich morgens nach dem Aufstehen oder erst abends nach Feierabend. Schon zu meiner Profizeit, in der ich den ganzen Tag Zeit hatte zum Trainieren, habe ich Läufe nach 21 Uhr geliebt. Damals meistens an der Kieler Förde oder am Nord-Ostseekanal. Jetzt natürlich an der Elbe. Was für eine coole Sache, beim Sonnenuntergang den Hafen im Blick zu haben und zu laufen.

Eines kann ich euch versprechen: Mit jedem Lauf, den ihr absolviert, mit jedem zusätzlichen Kilometer wird die Anstrengung weniger und die Lust nimmt zu. Irgendwann lauft Ihr vielleicht, ohne es zu merken, das erste Mal eine komplette Alsterrunde durch. Oder den ersten Zehner. Oder womöglich auch noch länger. Völlig egal ob Ihr Wettkämpfe laufen wollt, auf einen Marathon trainiert , einen Ironman oder es wirklich nur „Just for Fun“ macht. Ihr werdet merken – Laufen macht Spaß!!!