Jan, Herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten Finish bei den Ironman Weltmeisterschaften auf Hawaii! Wie geht es dir knapp 6 Wochen nach dem Rennen?

Mir geht es wieder sehr gut. Mittlerweile bin ich wieder gesund und habe meine Grippe überstanden. Die hat mich leider noch 1,5 Wochen nach dem Rennen beschäftigt. Ich habe seit einer Woche wieder angefangen, locker zu trainieren und den müden Körper wieder in Gang gebracht.

Du hast die Härte des Ironman Hawaii zu spüren bekommen. Was war los am Raceday?

Ja, was war da los… Etwas Aufregung kam bei mir erst kurz vorm Gang ins Wasser. In der riesigen Menschenmasse dann platziert und irgendwie versucht, aus dieser wieder zu entkommen. Dies erwies sich allerdings als schwer und zog sich fast bis zur Wendepunktmarke. Dann ab zurück, aufs Rad und versucht in den Rhythmus zu kommen. Aus Kona raus und ca. bei km 70 war bei mir der Tank leer. Viel überlegt und probiert, irgendwie im Schneckentempo die Wechselzone erreicht und völlig frustriert die Laufschuhe geschnürt. Kurzerhand habe ich entschlossen, dann doch laufen zu gehen. Es wurde ein langer Spaziergang, den ich im Nachhinein nicht bereut habe. Viele Rennen hätte ich in diesem Zustand nicht gefinisht, aber Hawaii ist eben Hawaii. Da hört man als Amateur nicht einfach auf, wenn es mal nicht läuft. Hier finishen schließlich ca. 94% der Athleten.

Hast du zu irgendeinem Zeitpunkt ernsthaft ans Aufgeben gedacht?

Ja. Als ich mich auf dem Rückweg nach Kona befand, ging mir nur noch dieser Gedanke durch den Kopf. Mir ging es super schlecht und es war keine Energie mehr vorhanden. Einen Marathon konnte ich mir bei bestem Willen nicht mehr vorstellen. Erst in der Wechselzone entschied ich mich dann um.

Was macht den Ironman Hawaii aus deiner Sicht so besonders?

Es ist die Weltmeisterschaft. Die ganze Triathlonszene schaut Anfang Oktober nach Big Island. Harte Bedingungen, alle Topstars und vor allem ein riesiger Hype. Vor Ort wird man automatisch angesteckt.

Was wird dir am meisten in Erinnerung bleiben?

Das schnorcheln mit den Schildkröten und leider der endlose Spaziergang über den Queen K. Highway.

Du hast dich gewissenhaft auf das Ziel Ironman Hawaii vorbereitet. Hat sich der Aufwand gelohnt?

Auch wenn die Enttäuschung zunächst sehr groß war, hat sich der Aufwand definitiv gelohnt. Es war ein Erlebnis, dass ich so schnell nicht wieder vergessen werde.

Was war im Jahr der Vorbereitung die größte Herausforderung?

Sich immer wieder neu zu motivieren. Zunächst für den Ironman Frankfurt im Juli. Dann auch noch im September, während andere ihre Räder schon eingemottet haben. Die Ausfahrten bei 10 – 15 Grad und teilweise Regen waren nicht sehr angenehm.

Wir arbeiten seit diesem Jahr zusammen. Wie oft hast du mich bzw das Training in der Zeit verflucht? Was war die härteste Trainingseinheit ?

Verflucht habe ich weder dich noch das Training. Man trainiert mit hoher Intensität und hat dann eben mal Schmerzen. Mir haben aber die vielen Kraftausdauereinheiten auf dem Rad in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung nicht immer ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Und deine Lieblingseinheit?

Der lange Lauf am Folgetag der langen Ausfahrt. Zu sehen, wie dieser immer besser funktionierte. Danach wusste ich immer, dass ich fleißig war.

Du willst das kommende Jahr ruhiger angehen. Wirst du es trotzdem noch einmal versuchen, dich für Hawaii zu qualifizieren?

Ich schließe es nicht aus. Aber planen werde ich es momentan nicht.

Welches Rennen steht denn noch auf deiner To-Do-Liste?

Ich möchte gerne noch einige schöne Mitteldistanzen in Deutschland absolvieren. Wiesbaden, Kraichgau, Heilbronn usw.

Und dein Ziel für das Jahr 2016?

Ich habe zwei Mitteldistanzen in meinem Kalender stehen. Challenge Billund und Ironman 70.3 in Wiesbaden. Hier will ich fit am Start stehen und Spaß haben.

Das klingt nach einem guten Plan! Dabei wünsche ich Dir viel Glück. Vor allem auch viel Spaß und dass Du auch als frischer Papa den Spagat zwischen Familie und Training schaffst. Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass Du noch einmal auf Hawaii starten wirst. Sehr wahrscheinlich, nachdem Du die Neun-Stunden-Marke geknackt hast. Mit deiner typisch norddeutschen Gelassenheit wird Dir das sicher gelingen…