Vor ziemlich genau einem Jahr startete die BKK Mobil Oil in Kooperation mit Lagardère das Schulprojekt „TRI-Aktiv“. Ziel war es, die Sportart Triathlon in den Schulunterricht zu integrieren und die Kids auf den größten Schüler-Triathlon der Welt vorzubereiten, der jedes Jahr im Hamburger Stadtpark stattfindet. Und da ich eh schon einige Projekte der BKK Mobil Oil und Lagardère unterstütze, wurde ich kurzerhand als „Triathlon Lehrer“ verpflichtet. Als Vorbereitung wurde mir der Film „Fuck you Goethe“ empfohlen. Da ich aber nicht so wirklich auf deutsche Komödien stehe, sprang ich einfach ins kalte Wasser. Wenn ich mit (zum Teil über-) ambitionierten Erwachsenen zu Recht komme, dann doch erst recht mit Kids und Teenagern.

 

Das Spannende an „TRI-Aktiv“ ist, dass es an den verschiedensten Hamburger Schulmodellen stattfindet, also von der Grundschule, über Stadtteilschulen (ehemals Gesamtschulen) bis zu Gymnasien. Das heißt Unterricht an Schulen, die keine eigene Sporthalle haben und wo der Unterricht in umgebauten Schulcontainern stattfindet, bis hin zu Schulen, die ein eigenes 25-Meter-Freibad haben. Ich kann also durchaus behaupten, im vergangenen Jahr mit Kids sämtlicher Gesellschaftsschichten Triathlon erlebt und trainiert zu haben. Dies war teilweise auch erschreckend, und ich muss zugeben, dass mein Respekt dem Lehrerberuf gegenüber durchaus gestiegen ist. Es ist schon krass, wie respektlos und manchmal auch aggressiv die Kids den Lehrern gegenüber auftreten.

 

Umso spannender war es für mich zu erkennen, wie relativ einfach man die Kids trotzdem motivieren und auch deren Respekt erlangen kann. Man darf sich einfach nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und muss ihnen klare Grenzen setzen. Sicher ist dies wesentlich einfacher, wenn man als „Special Guest“ einmal pro Woche den Sportunterricht leitet und zudem noch als ehemaliger Profisportler einiges zu erzählen hat. Ganz klar, wenn man auf Youtube (Jautube) und Wikipedia (diesem Wikigedöns) zu finden ist, dann sind die Kids schon mal schwer beeindruckt. Wenn man sie ernst nimmt, im gleichen Ton mit ihnen redet (manchmal kann ich fast nicht mehr vor Lachen), wie gesagt auch mal begrenzt, macht es richtig viel Spaß mit den Kids.

 

Klar ist auf alle Fälle – die Kids haben richtig viel Lust sich zu bewegen. Die kleineren von der vierten bis zur siebten Klasse sowieso. Aber auch die pubertierenden Kids oder besser Teens, haben spätestens nach der zweiten Unterrichtseinheit richtig viel Spaß. Es ist immer wieder toll zu sehen, wie sie mit Jeans und Chucks (wieso soll man denn zum Radfahren Sportsachen anziehen und wieso wird dann auch noch gelaufen …?) oder den weitesten Boardshorts die es gibt, Vollgas geben und ans absolute Limit gehen. Wenn man die Schüler lobt (was heutzutage anscheinend leider viel zu selten passiert), sie währenddessen anfeuert und die Gruppendynamik einsetzt (was bei Staffeln eigentlich immer der Fall ist), werden die Grenzen verschoben und die Kids erbringen Leistungen, die sie sich niemals zugetraut hätten.

 

Besonders toll ist, dass die Schüler sogar anfangen, ein gewisses Körperbewusstsein zu entwickeln. Leider sind wirklich weit mehr als die Hälfte der Kinder heutzutage übergewichtig. Klar ist aber – kein einziges Kid ist glücklich darüber. Ganz im Gegenteil. Irgendwann fragt mich jeder Schüler oder Schülerin, wie er oder sie abnehmen kann. Fragen, ob sie einen Trainings- oder Ernährungsplan bekommen können oder erzählen nach den sechs Wochen voller Stolz, dass sie drei bis vier Kilo abgenommen haben.

 

Natürlich fällt es mir manchmal schwer, mich zu motivieren am Montag morgen um 7:00 Uhr ins Auto zu steigen, durch die verstopfte Stadt zu fahren, um dann bis zu 90 lärmenden und pubertierenden Schülern (in drei Stunden natürlich) gegenüber zu treten. Aber spätestens, wenn sie mich vor Unterrichtsbeginn voller Erwartung angucken, wieder einmal komplett ans Limit oder auch darüber hinaus gehen, sich nach den sechs Wochen vom ganzen Herzen bei mir bedanken und traurig sind, dass die Zeit so schnell vergangen ist oder beim Schüler Triathlon völlig aufgeregt mit klopfendem Herzen am Start stehen, wird mir wieder bewusst, wie toll das Projekt „TRI-Aktiv“ ist. Es bewegt und verändert bei den Kids wirklich was, und es macht einfach unheimlich viel Spaß, Triathlon Lehrer zu sein. Das ist schon cüüüüs Digga, cüüüslaaan ist das …