Am Donnerstag fand zum letzten Mal für dieses Jahr der BKK Mobil Oil Lauftreff im Vorfeld des ITU World Triathlon Hamburg statt. Fünf Wochen lang versuchte ich jeden Donnerstag 30-40 Triathleten läuferisch fit zu machen für den 18./19. Juli. Anfangs war das Hauptprogramm des Trainings Lauf-ABC, später kamen Sprints, Tempowechselläufe und Intervalle dazu.
Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten, wie komplexe Übungen mit jeder Woche leichter umgesetzt werden und selbst Hobbyläufer oder Triathleten mittleren Alters sich kontinuierlich verbessern. Ein riesen Spaß diese Veränderungen der Lauftechnik mit zu beeinflussen und die Fortschritte mitzuerleben.
Natürlich kommen während des Ein- und Auslaufens immer wieder viele Fragen auf. Fragen meiner sportlichen Karriere betreffend, meines Karriereendes, meines Job´s als Triathlon Trainer und „Experte“. Fragen zu den Artikeln, die ich in letzter Zeit in der „triathlon“ geschrieben habe. Wie viel ich jetzt noch trainiere und ob ich noch einmal einen Ironman absolvieren werde.
Grund genug also, mal wieder einen Blog zu schreiben und einige der Fragen zu beantworten.
Highlights meiner Karriere:
Toll waren die Siege beim Bonn Triathlon und dem Allgäu Triathlon 2005. Weil Gewinnen immer Spaß macht, der Sieg in Bonn total überraschend kam und das ganze Race quasi von alleine lief und die Halbdistanz meine absolute Lieblingsdistanz war. Und weil der Allgäu Triathlon einer der schönsten Wettkämpfe Deutschlands ist.
Der 22. Platz beim Ironman Hawaii 2003. Nach Platz 47 im Jahre 2000 als Amateur und Platz 31 2002 als Profi, schaffte ich es noch einmal mich zu verbessern und meinem Traum in den Top 10 zu finishen anzunähern. Diese Platzierung sollte dann aber mein bestes Resultat auf Hawaii bleiben. Ich war übrigens in dem Jahr „lediglich“ neuntbester Deutscher!
Natürlich der Titel des Vize Europameisters auf der Langdistanz 2004. Das Rennen fand in Immenstadt statt, einer meiner Lieblingstrecken. Die Wochen vorher hatte ich eine hartnäckige Wadenverhärtung (übrigens meine einzige Verletzung in all den Jahren) und konnte nur eingeschränkt das Laufen trainieren. Zwischenzeitlich führte ich das Rennen an, musste dann aber doch den fehlenden Laufkilometern in der Vorbereitung Tribut zollen und wurde noch überlaufen. Silber war trotzdem sensationell. Jeder kann mit dem Titel des Vizeeuropameisters etwas anfangen, in der Bild am Sonntag stand tags darauf „Nils holt Silber für Deutschland“ und außerdem bekam ich eine Telegramm von Gerhard Schröder, der mir als Bundeskanzler zu meinem sportlichen Erfolg gratulierte – meine Oma war mordsstolz (obwohl sie glaube ich Helmut Kohl Wählerin war).
Und dann natürlich meine dritten Plätze bei der Ironman 70.3 Premiere in Wiesbaden 2007 und beim Ironman Regensburg 2010 – Treppchen macht immer Spaß und garantiert Medienaufmerksamkeit. Nach dem Zieleinlauf in Wiesbaden als bester Deutscher, hatte ich übrigens mein erstes Liveinterview im Fernsehen mit Ralf Scholt von HR 3. Hier realisierte ich, dass ich relativ wenig Angst vor der Kamera habe und das „Quatschen“ mir wohl ziemlich gut liegt. Nicht ganz unwichtig für meine heutige Arbeit.
Mein Karriereende:
Mein Karriereende kam, wie so vieles in meinem Leben, ungeplant und spontan. 2012 hatte ich noch Verträge mit meinen langjährigen Sponsoren K-Swiss und Giant, die ich gerne noch erfüllen wollte. Parallel hatte ich jedoch die Chance, zwei bis drei mal pro Woche für rewimol complete im Marketing und Sales zu arbeiten. Dies machte mir unheimlich viel Spaß und ich merkte zudem, dass mein Feuer für das Profidasein langsam aber sicher erloschen war. Der perfekte Zeitpunkt zum Aufhören war gekommen.
Mein Job als Triathlon Trainer und Triathlon Experte:
Auch nilsgoerke training startete ich eher spontan und wahrlich nicht von langer Hand geplant. Schon zu meiner Zeit als Profiathlet schrieb ich Freunden Trainingspläne und merkte, dass ich ein ziemlich gutes Gespür hatte, mit welchen Einheiten die Athleten schneller wurden. Als die Zeit günstig war mich selbstständig zu machen, nutzte ich die Chance und habe es seitdem nie bereut. Natürlich arbeite ich nahezu täglich, Urlaub und richtig freie Wochenenden sind rar, aber es macht unheimlich viel Spaß. Die Herausforderung beim Job ist gar nicht so sehr die Planung des Trainings und der Wettkämpfe, sondern viel mehr die Kommunikation mit den Athleten. Am liebsten würde ich noch viel mehr und individueller auf diese eingehen, aber dies ist leider zeitlich und teilweise auch räumlich nicht immer möglich. Um so schöner ist, den Großteil meiner Hamburger Athleten zumindest einmal wöchentlich beim gemeinsamen Training zu sehen. So bekomme ich einen guten Eindruck, wie fit oder auch wie müde die Gruppe ist, ob das Training anschlägt, ich ggf ein bisschen zurückrudern muss oder das Training vielleicht sogar noch etwas forcieren kann. Hier sind die Athleten und Athletinnen einfach zu unterschiedlich.Herausragend ist auf alle Fälle der Spirit, der innerhalb der Gruppe herrscht. Wenn beispielsweise der Mediziner der AK 50 gemeinsam mit dem Abiturienten die Intervalle absolviert und beide sich zu neuen Topleistungen pushen, dann ist dies jedes Mal wieder toll zu beobachten und macht mich auch immer wieder ein bisschen stolz. Dieser Spaß und Zusammenhalt innerhalb der Truppe ist wirklich etwas ganz besonderes.
Die Artikel in der „triathlon“ und Beiträge für die TrainingsZone der BKK Mobil Oil:
Auch dies ist natürlich eine schöne Anerkennung meiner Arbeit. Und ja, die Trainingseinheiten und Struktur des Trainings, die in den abgedruckten Plänen zu finden sind, sind zum Teil identisch mit denen meiner Athleten. Ich gebe damit aber keine „Geheimnisse“ preis, denn Geheimnisse gibt es eh nicht. Wichtig ist es vor allem, eine Struktur im Training zu haben. Selbst eine schlechte Struktur ist meistens besser als gar keine. Wenn dann aber noch eine sinnvolle Struktur vorhanden ist und schlüssige Einheiten aufeinander folgen, dann sind Erfolge und Verbesserungen planbar.
Dreharbeiten sind übrigens ziemlich harte Arbeit. Sich über Stunden vor der Kamera zu konzentrieren, dabei zu versuchen gut auszusehen und dies oftmals auch zu sehr früher Tageszeit, ist wirklich anstrengender als es aussieht. Es macht mir aber trotzdem unheimlich viel Spaß, auch wenn ich mit den Ergebnissen nicht immer 100% zufrieden bin. Da bin ich doch z.T. recht kritisch. Aber so lange das Team und der Kunde zufrieden sind, ist alles ok!
Wie viel ich noch trainiere:
Ganz ehrlich, so wenig trainiert wie in den letzten Monaten, habe ich seit meinem 15. Lebensjahr nicht mehr. Einfach weil mir die Zeit und teilweise auch die Motivation fehlt. Zum einen, weil ich kein sportliches Ziel habe. Zum anderen, weil mir die Arbeit einfach so viel Spaß macht und ich oftmals schlichtweg zu müde und erschöpft bin. Im Wasser war ich seit dem letztjährigen Ironman Hawaii dreimal und Radgefahren bin ich in Deutschland dieses Jahr bisher auch nur dreimal (ok, ich habe mir einige hundert Kilometer auf Lanzarote, Fuerteventura und Mallorca in die Beine geschraubt). Das einzige was ich zwei bis viermal pro Woche gemacht habe, war Laufen. Wobei dies zum Teil auch eher Joggen war.
Natürlich fehlt es mir fitter zu sein, aber dies liest Ihr am besten in meinem letzten Blogeintrag. Better days to come…
Werde ich noch einmal bei einem Ironman starten:
Ich bin mir ziemlich sicher Nein! Großgeschrieben!
Man sollte niemals „nie“ sagen und wie gesagt, ich bin ein ziemlich spontaner Typ. Aber ich weiß auch wie viel Disziplin, Hingabe und Leidenschaft die Vorbereitung auf einen Ironman erfordert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diese nicht mehr aufbringen kann und dies auch nicht mehr will. Mir hat es unglaublich viel Spaß gemacht, mich jahrelang auf den Tag X vorzubereiten. Fand es unglaublich faszinierend, mit jeder Woche, mit jeder Trainingseinheit fitter und fitter zu werden. Am Raceday Leistungen abzurufen, die mir noch Tage vor dem Rennen unmöglich erschienen. Aber ganz ehrlich, noch mal kann ich mir dies einfach nicht vorstellen. Und außerdem ist es mindestens genauso so erfüllend dabei zu sein, wenn Athleten von mir Ihre Ziele erreichen und oftmals sogar über sich hinauswachsen. Und lange nicht so anstrengend und schmerzhaft.
Ich hoffe ich konnte Euch ein paar Antworten der „FAQ´s“ der letzten Wochen geben. Sollten noch mehr Fragen da sein – einfach fragen…
Athlet Walther: Noch 6:40 Stunden bis zum Ironman Debut in Klagenfurt! Der Coach ist fast so nervös wie Du – Lass krachen!!!